MARIUS
In der Hofsorte „Diplomat“ vom Rimpertsweiler Hof (88682 Salem-Oberstenweiler) wurde 1989 eine große Zahl von Einzelähren selektiert, um die Formenvielfalt in dieser Hofsorte kennen zu lernen. Die Variante „Rimpertsweiler C 15“ war aufgefallen durch kräftige Ährenausbildung, ein breites mehr überhängendes Fahnenblatt und deutlich höheren Wuchs als Diplomat, gepaart mit kräftigem, standfestem Halm und guter Durchwurzelung des Bodens. Ein Mangel ist leider geblieben: die Anfälligkeit für Blatt- und Ährenseptoria (Spelzenbräune) an Standorten mit feuchtem Kleinklima.
Seit 1995/96 wurde „Rimpertsweiler C 15“ im gemeinsamen Ringversuch der biologisch-dynamischen Getreidezüchter geprüft - teilweise auch inoffiziell im Landessortenversuch von Baden-Württemberg. Bei mittleren Erträgen wurde immer ein guter Klebergehalt erreicht. Bei geringerer Bestandesdichte wird der Ertrag durch gut ausgebildete Ähren mit hohem Tausendkorngewicht ausgeglichen. Die Sorte hat sich auch auf sehr guten Standorten bewährt, z.B. am Dottenfelderhof mit Erträgen über 60 dt/ha.
Besonders für die Vollkornbäckerei hat sich Marius bewährt. Typisch ist das weiße, flockige Mehl, wo je nach Mühle eventuell die Schalenanteile noch gut sichtbar sind. Bei Weissmehlprodukten war der Ofentrieb und die Bräunung aber leider nicht befriedigend.
Zur Zeit wird Marius wegen der mangelnden Bräunung der Kruste im Regionalsortenprojekt nicht mehr angebaut. Für die Vollkornbäckerei - z.B. in einer Hofbäckerei - kann die Sorte dennoch empfohlen werden. Sie wird am Keyserlingk-Institut auf kleiner Fläche erhalten.
Charakter: ein "ganz normaler" Weizen mit heller, unbegrannter, zur Reife geneigter Ähre. Wie bei "Diplomat" ist die Ährenbasis betont; auch das Korn hat noch Diplomat-Ähnlichkeit – einzuordnen in der Mitte zwischen rötlich-glasigen und hell-mehligen Typen, etwas opak mit einem milden Ockerton. Der bei "Diplomat" etwas gedrungene Wuchs ist aufgelöst zu einer sehr harmonischen Gestaltbildung. Lichtoffenheit wird bewirkt durch die Lockerung in Halm und Ähre. Dennoch bleibt die Pflanze durchströmt von einem kräftigen irdisch-vegetativen Wachstumsimpuls. Auch in der Ernährung ist diese Qualität für eine feinere Beobachtung erlebbar: Marius wirkt wohltuend belebend und harmonisierend.